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Letzte Änderung: 16.05.2013
 
Gottfried schreibt...                                           (Foto: Veranstalter)

Baltic Run
22.-27.07.2012
(325 km in 5 Tagen)




 

 (Bericht: Gottfried Oel
Fotos: Tom Fedler)


...und Tom liefert die Bilder dazu

 

Der Baltic Run von Berlin nach Karlshagen (Usedom)

 

Grundsätzliches: Mehrtagesläufer sind es gewohnt die Dinge gelassen anzugehen, sie nehmen den Tag so wie er ihnen erscheint, nicht wie sie ihn sich wünschen. Dabei wünschen sie sich nicht das Ende des Laufes herbei, was quälen würde. Es ist einfach so, wenn der Lauf nach Stunden zu Ende geht, ist man durch sich selbst mit sich selber den Tag hindurch gelaufen. Assoziativ oder in ungefühlte Sphären anderen Empfindens abgelenkt. Mit einer unglaublich hohen Dichte unaustauschbaren Eigenseins. Das mein ich ist der Unterschied zum "Zeitläufer". Der Mehrtagesläufer ist ein Erlebnisläufer, wobei Himmel und Erde sich traumhaft vermischen können. Wo inneres und äußeres Empfinden sich als komplexe, verwobene Einheit zusammenfindet. Manchmal wird der Läufer eins mit seiner Bewegung, wenn er ausnahmsloses Glück hat. Manchmal kann er auch als psychische Einheit auseinanderfallen, was als Krise während des Laufens erlebt wird, die transitiv ist, wieder heilt. Weil Laufen insgesamt uns ergänzt und stärkt und heilt. Dieses Sich-Auftun einer unhinterfragbaren Selbstverständlichkeit gelingt nicht immer, aber das wäre Laufen, wie man es sich wünscht.

Mehrere Tage hintereinander laufen durch die Landschaften nördlich von Berlin, Schorfheide, Brandenburger Seen und durch die Uckermark, am Haff entlang, wo Horizonte so beeindrucken, das sie scheinbar nicht zu durchlaufen sind. Usedom die Insel, und 40km an der Küste der Ostsee entlang, täglich 60km bis 70 km. Das ist, wenn einen die Füße noch tragen, der Geist frei bleibt von innerer Not, ein tiefes Erlebnis, eine geschenkte Zeit.

 
Die Vorgeschichte
Frühzeitig im März habe ich mich zum Baltic Run angemeldet. Gott sei dank, denn je näher der Start kommt, desto mehr verliere ich mich in Zweifel die 325 km bewältigen zu können, Mutlosigkeit fasst mich. Die Strecke dehnt sich, Berlin und das Meer liegen, wie an zwei Enden eines Kontinents, so weit voneinander entfernt. Klar, ich bin diesen Lauf schon einmal vor 2 Jahren gelaufen, jetzt aber irritiert: Bin ich noch ein Läufer? Das kilometerlange Geradeauslaufen in der Schorfheide zu bestehen bringt mich in Not. Mich auf märkischen Sandwegen zu überanstrengen ist vorstellbar. Auf langen Alleen und an Feldrainen entlang nicht mehr weiter zu kommen, spielt sich mein Gehirn täglich vor. Und spätestens in der Uckermark, nahe dem Stettiner Haff, in all der sumpfigen Einsamkeit hört vielleicht mein Herz auf zu schlagen. Sollte ich aber die Küste erreichen, habe ich überlebt. - Erleichterung, ich darf laufen, grünes Licht.
 
1. Tag: Von Berlin nach Hubertusstock (Schorfheide), 64 km
Am Sonntag, dem 22.07.2012 stehe ich morgens um 8 Uhr mitten in Berlin mit 64 anderen Läufern seltsam unaufgeregt im angenehmen Morgenschatten des Berliner Doms. Berlin hat in der Nacht gefeiert und schläft noch. Viele Läufer und Läuferinnen kennen sich. Bei Mehrtagesläufen, der Königsdisziplin des Laufens, bleibt man mehrere Tage zusammen, freundet sich auf der Strecke an, schläft eng zusammengelegt in den Turnhallen nebeneinander, steht geduldig in der Warteschlange beim Abendbuffet, lacht miteinander beim wenig vergnüglichen Sockenwaschen, hält einfach zusammen. Freundschaft entsteht, weil Respekt alleine zuwenig wäre: Veteranen vom Spreelauf, vom Isarlauf, die Sympathie einmal erlangt, hält kontaktlos auf Jahre. Sogar Teilnehmer des Swiss Jura (Genf-Basel) sind mit am Start und viele vom Baltic Run 2010, als ich ihn gelaufen bin. Wir grüßen uns herzlich, wünschen uns Glück, Genuss und versprechen uns Gewaltlosigkeit der möglichen Anstrengung gegenüber, der wir ausgesetzt sein werden. Heute liegt eine Strecke von 63 km vor uns. Über den Prenzlauer Berg, fast der einzige Anstieg auf der ganzen Stecke bis zur Küste, laufen wir 10 km immer gerade auf leeren Fußgängerwegen aus Berlin hinaus. Rote Ampeln so früh am morgen ignorieren wir meistens. Schon hat sich das Läuferfeld auseinandergezogen und ich bin bemüht, erst mich einzufühlen in die Gangart des Laufens. In meine eigene Symmetrie, die ich hoffe wiederzufinden. In den Gleichmut und die stillen Freuden, die das Laufen uns schenkt. So ein selten bewusst gefühlter Moment an glücklicher Lebensbejahung in einer Situation, die ganz schön anstrengend ist, ist schon sonderbar. Jede Zelle leuchtet.
Berlin hört nach und nach einfach auf eine Stadt zu sein. Landeinwärts an krautigen Wiesen und Koppeln geht es zuerst unübersichtlich, aber in der Richtung unverändert nach Bernau hinein. An der alten Stadtmauer im Halbbogen laufend, schleudert die Stadt uns mit doppelter Energie Richtung Schorfheide, wo die Wälder dichter und dichter werden. Sandwege wechseln zu geteerten Wegen, die sich wie schwarze schlängelnde Bahnen durch den endlos ausgedehnten Wald ziehen. Der alte Kaiser und der sog. Reichsoberjäger Göring schossen hier deliziös auf das angetriebene Wild. Wir folgen der Markierung, die  täglich morgens von Grit Seidl angezeichnet wird. Sie fährt uns 1 Stunde mit dem Fahrrad voraus. Wir treffen auf viele freundliche Radfahrer, die viel schneller weiterkommen als wir. Wir überqueren den Finow-Kanal, für Langstreckenschwimmer eine Verbindung hinauf bis zu den Mecklenburger Seen, für uns ein reizvoller Anblick.
Mit Michael Beckmann laufe ich vom Start weg, zeitweise in einer auf Außenreize reduzierten wunderbaren Selbstempfindung. Erst beim letzten Versorgungsstand, wo uns der lokale Sportverein ein Bier spendiert, wartet er nicht mehr auf mich. Dabei ist für mich Bayern Bier Kortison für die Seele. Es schützt die Seele, weniger den Leib, vor Gleichgewichtsschwankungen, Unterzuckerung wird vermieden und gleichzeitig eine Minderung unserer Leistungsfähigkeit, die wir nicht akzeptierten, wenn sie nachteilig wäre. Die Bitterstoffe des Hopfens beruhigen den Magen und beschleunigen die Entkaterung. Auch macht Bier nicht müde. Wie anders sollte man mein gesteigertes Redebedürfnis erklären und meine neue Energie, Michael vor dem Ziel noch einholen zu wollen. Noch 4 km am spiegelnden Ufer des langgedehnten Werbelinsee entlang, wo ich wieder irdisch werde und eine Gehpause einlege, wieder anlaufe, alles so leicht empfinde. Beim Hotel Hubertusstock befindet sich das Ziel, ringsum umgeben von aufgeräumten Wäldern. Heute übernachten wir ausnahmsweise im Doppelzimmer. 7 Stunden hat der Lauf gedauert.
 
2. Tag: Von Hubertusstock nach Prenzlau, 67 km
Die abendliche Massage hat die gepeinigte Muskulatur gut entspannt. Der Veranstaltungsleiter Jörg Stutzke (Team LG Nord) warnt uns beim kollektiven Briefing um 7:00 Uhr morgens vor der ansteigenden Hitze am Nachmittag. Wenn wir vor Prenzlau in den schattenlosen Endmoränen liefen, sollten wir uns vorsehen. Wir wären sonst zum Verdursten verurteilt. Vor Hitzschlag und Hautverbrennungen warnt er uns ausdrücklich. Zuerst aber führt der Weg hinter Joachimstal immer weiter im angenehmen Schatten durch den Wald, der bald lichter wird. Wir queren nur noch Waldinseln, dann beginnt der Lauf sehr schwer zu werden. Noch 25 km bis Prenzlau. Die Hitze erschöpft mich völlig. Weite Felder, goldgelbes Getreide wogt über die Endmoränen. Silberne Inseln stiller kleiner Seen zieren die dörferfreie Landschaft, die sich dort, wo die agrarischen Steppen enden, in grüne Zentren unserer Sehnsucht verwandelt haben. Schön wär's jetzt nackt zu sein, ins frische Wasser zu tauchen, die Hitze an unserer Haut verdampfen zu sehen. Wir laufen paarweise, lenken uns ab, machen uns Mut. Tom Kuschel sei Dank und all Euch anderen. Heute sind 67 km zu laufen. Die letzten km: Die Türme von Prenzlau spitzen aus einer Entfernung von 14 km über den gleichlautenden See. Ich entspanne wieder, falle zurück in meine Sicherheit, das Ziel ist jetzt wieder begreifbar, auch gehend komme ich weiter. Kurz war Zeitbedrückung da gewesen, jetzt auf einmal nicht mehr. In Etappen läuft es sich leichter: Bis zum nächsten Anstieg, bis ans Ende eines unbewohnten Dorfes, bis zum nächsten Verpflegungsstand. Ein Gefühl, etwas ganz Stilles ist es, wenn man das Laufen wieder beginnt. Mehr als das Gehen stillt einen die läuferische Fortbewegung. Im Ziel: Jeder wird mit Freude empfangen, die Leistung einmalig gewürdigt, mit Namen angekündigt. Ich lege mich, weil nicht sofort in der Lage mich umzuziehen oder zu duschen für 1 Stunde erschöpft ins Gras. Danach muss aber die Wäsche gewaschen werden. Duschen sollte man auch täglich, denn am Abend, kommen wir Läufer uns doch zu nah. Wer an den Verpflegungsstellen, die im Abstand von 8 km organisiert sind, Kleidung oder Versorgung deponieren möchte, sollte sich jetzt auch darum kümmern. Um 19:00 Uhr gibt es ein großes Abendessen mit Grillbüffet in der Turnhalle. Durch die Euphorie heute in der morgendlichen Kühle habe ich jede Vorsicht vergessen, die Arme dem hellen Tag geöffnet, mich ausgezogen. Mein Rücken ist verbrannt! Im Rausch der Gefühle habe ich jeden Schutz vergessen. Ich sitze aufrecht die halbe Nacht im Luftzug, der von der offenen Tür in die große Halle zieht, wo alle lautlos schlafen, um die Schmerzen wegzukühlen.
 
3. Tag: Von Prenzlau nach Egesin, 70 km
Heute ist die längste Strecke zu laufen. 70 km wird die Distanz zwischen Prenzlau und dem Zielort Egesin sein, 8 km von Uckermünde entfernt, wo das Stettiner Haff schon weit ins Land heranreicht. Im Frühlicht laufen wir durch die belebten Außenstraßen von Prenzlau in eine abwechslungsreiche Landschaft. Unberührt mit weißen steigenden Nebelschleiern liegt das flache Land vor uns. Darin Bäume, Obstgärten, lange gereihte Häuserreihen. Dahinter weite Wiesen, in der Ferne wieder Waldbestand. Hier oben war lange niemand freundlich zu den Menschen. Man merkt wie erstaunt sie sind, dass wir im Vorbeilaufen ihnen mit einem Grüß-Gott einen freundlichen Morgen wünschen. Irgendwie sind durch eine furchtbare Epidemie, die nicht zu heilen war, große Teile der Bevölkerung im Kollektiv verstummt. Unbeeindruckt und ohne ein Wort zu sagen, schauen sie uns nach. In Pasewalk, die erste Stadt seit Berlin, das schon 150 km hinter uns liegt, leiste ich mir zwei große Erdbeershakes. Und löse damit meine am Gaumen angetrocknete Zunge. Trotzdem springt mein Motor nur stotternd an. Wieder laufe ich die Strecke allein. Kilometer für Kilometer trotze ich dem Nachmittag ab. Über mehrere Stunden geht es nur geradeaus an der Bundesstraße entlang. Die Wälder riechen nach Harz, die Sonne flirrt, Läufer überholen mich angestrengt. An den zusätzlich eingerichteten Wasserstellen ist es wichtig, den überhitzten Körper zu kühlen. Das hilft tatsächlich. Die Körpertemperatur muss sinken. Wie gestern schon scheide ich nicht über die Nieren aus, sondern nur über die Haut, ich tropfe wie ein verrosteter Wasserhahn. Dabei trinke ich gut 10 Liter. Wenn das so weiter geht, vergiftet sich mein Körper. - 50 km erreicht. Nach vielen Km in der Sonne kurzes Anhalten im Schatten, Selbstvergewisserung. Es stimmt alles mit mir! Noch 20km, na also. Aber irgendwie macht es keinen Spaß mehr. Nur cool bleiben und daran denken: "Ich bewege mich, also komme ich weiter". Diesen Satz habe ich auf dem T-Shirt von Dauerläufer Klaus Neumann gelesen. Meditierend ohne Anschluss an andere Räume meines Bewusstseins trete ich dieses Mantra mit jeden Schritt in die Erde vor mir - "Ich bewege mich, also komme ich weiter" - Jörg König, Europa bis zum Nordkap durchgelaufen, und der muselmanische Wunderläufer Mike Friedl laufen heran. Ich aber, um nicht vor Bewunderung zu erstarren, laufe wieder erstarkt leider voraus. Diesmal bleibe ich nach dem Zieleinlauf und nachdem ich mich mit einen Gartenschlauch ausgiebig auf 0°C heruntergekühlt habe, länger im Dämmerschlaf auf meine Luftmatratze im Schatten liegen. Kreisende Gedanken halten mich gefangen. Ich stelle fest, dass ich wie gestern nur Suppe zu mir nehmen kann, löffelweise. Wie soll man da laufen können, sagen die anderen, die gerade genussvoll das vierte Mal nachportioniert haben, mit Nudelbergen und aufeinandergetürmten Steaks, wie um eine Woche im voraus satt werden zu müssen.
 
4. Tag: von Egesin nach Usedom (Stadt)
Das Weglaufen am Morgen folgt immer demselben Ritual. Jörg Stutzke und sein Team schicken uns, nachdem die Nummeranwesenheit lautstark kontrolliert wurde, um 7:00 Uhr auf die Strecke. Wären wir bei keinem Lauf, wir wären liegen geblieben. Müde und unausgeschlafen macht die Truppe sich auf den Weg und trabt nach einer guten Stunde, etwa 1km hinter der Stadtgrenze von Uckermünde. Der Hafen lag beim Vorbeilaufen kurz sichtbar linkerhand am Ufer des Haffs, den ersten Kontroll- und Verpflegungsposten. Hätten wir im Hafen das Schiff genommen, in 2 Stunden wären wir in Usedom gewesen. Salz ist wichtig und Essen. Ich kann nicht, spüre keinen Hunger 2 Tage lang. Nur nach viel Trinken verlangt mich. 200 m hinter der Verpflegungsstelle kotze ich gequält aus leeren Magen, das zweite Mal schon. Aber es geht weiter.
Wir laufen nicht weit vom Meer entfernt. Aber es ist eine endlose Landschaft. Bis zum Horizont ist ein seltsam niedriger Himmel gespannt. Einzelne Gebäude, unscharf in der Ferne zu erkennen, verwirren mit ihren weißen Profil. Ein Palast? Nein, ein Getreidesilo. Unscheinbar, wenn man endlich daran vorbeiläuft. Der Läufer muss in der Monotonie seiner Bewegung vertraute Sicherheit finden, muss genügsam sein, denn das Außen affiziert ihn mit wenig Abwechslung. Nur bei den Verpflegungsstellen findet er vertraute, freundliche Menschen, die sich seiner annehmen, ihn ermuntern und weitergeleiten. Dank Euch allen. Der Atem geht, du lebst, du läufst. Deine Beine bewegen sich, du gibst ihnen keine Befehle. Dein Herz schlägt, du kämpfst nicht. Du wirst bewegt. Aber so leicht ist Laufen nicht immer. Ich habe keine Kraft mehr, mein Herz schlägt auf Anschlag. Wann kommt Anklam? Ich will aus diesem Sumpf heraus. Der abgestorbene Stangenwald auf den Seen beeindruckt. Oder ist es schon die Küstenlinie? Nachts wäre ich in die Priele gefallen und ertrunken. Auch Diethardt Steinbrecher, naher Begleiter auf vielen Strecken, ist mir nun enteilt. Er hat kein Interesse mehr an diesen amphibischen Naturschutzgebiet. Anklam kommt, wieder eine Stadt. Ein Bier beruhigt den Magen. Ein großer Milchshake, ich dränge mich in der Eisdiele einfach vor, rede von Wettkampf und so, baut mich wieder auf. Jetzt überholen mich schon die „Schnellen Hirsche“ (Ingo Schulze), die eine Stunde später gestartet sind. Rene Strosny, zukünftiger Sieger, zieht mit einem sympathischen Lächeln so unangestrengt vorbei. Morgen Abend werden wir (unvergessbar, was wir heute noch nicht wissen) bei seiner Hochzeit mit Angela dabei sein dürfen. Weit voraus sehe ich die blau gestrichene Brücke, die über den Sund auf die Insel hinüber führt. Endlich, endlich! Das Meer. Nein nur ein schmaler Streifen Wasser, keine 300 m breit. Usedom beginnt gleich dahinter unverändert mit Wiesen und mit grünen Buschrainen umrandeten goldgelben Feldern. Denn erst, wenn wir die Insel durchlaufen haben, dann erst kommt das Meer. Lange vorher sehen wir die Kirchtürme der Stadt Usedom, die lange nicht näher kommen. Im Halbkreis drehen sie sich in gleichbleibender Entfernung zu uns her. So auf Umwegen müssen wir die Stadt umkreisen. Hinter mir höre ich einen Läufer laut singen, irre geworden von der Hitze und dem Alleinsein. Ich lasse ihn passieren, hefte mich aber an seine Fersen, um nicht dasselbe Schicksal erleiden zu müssen.
 
Tag 5: Von Usedom nach Karlshagen 60 km
Die Zeitkorridore, das Diktat unseres Unterwegsseins, die Not nach der Uhr zu laufen, sind endlich aufgehoben. Heute kann jeder ankommen, wie er möchte. Der Läufer von gestern lädt mich unterwegs zu einem Bier ein. Ich trinke schnell aus, laufe weiter, als er noch länger auf einen Nachzügler wartet. Die Küste kommt nicht spektakulär in Sicht, wie ich beim ersten Lauf erwartet habe. Sondern auf einmal aus dem Buchenwald herauslaufend gelangt man unversehens in eine Zone touristischen Wahnsinns. Schnurgerade an der Küste entlang. Die angereihten prächtigen Villen links. Das mühselige Fortkommen gegen ignorante, aggressiv geltend gemachte Platzansprüche entgegenkommender Urlauber, meist kugelrund aus Mangel an Bewegung, stört den Lauffrieden der letzten Tage. Über Steilanstiege, alles so herrlich schön. Die Aussichten auf das Meer von der Steilküste aus. Ach Ostsee, du Stille, du Glitzernde, ich verteile deine Freuden an alle. Wie an einer Leine laufen wir die mondänen Ostseebäder hintereinander ab. Immer an der Promenade entlang. Türkisblau symphonisiert die Ostsee durch Spaliere in den Dämmen vom verlockenden küstenweißen Strand herauf: Ahlbeck im Osten, Bansin, Heringsdorf, das sich gerne als Elite unter den anderen Orten fühlt, Ückeritz, Zinnowitz und dann Karlshagen, unser Ziel. Nur dahinter gibt es noch einen bösen Ort, den wir nicht betreten: Penemünde. Der längste Campingplatz Deutschlands muss durchlaufen werden. Kioske verführen zum verfrühten Genuss. Die Leute kennen uns, fünfmal hat der Baltic Run hier durchgeführt. Manche der Urlauber, denen wir nicht im Weg herumlaufen, empfinden sogar Bewunderung, eher Unglauben, halten uns für sensationelle Überläufer. Dabei ist Laufen so einfach. Man braucht einen Beschluss, es jetzt zu tun. Die Fitness trainiert man sich. Motivation und ein Gefühl braucht man, dann ist alles so einfach. Weit zu laufen, ist kein Geheimnis. Meist sind die Grenzen, die wir anerkennen, ohne Vertrauen in unsere Fähigkeiten selbst gewählte Beschränkung. Ich bin am Ziel. Läuferisch habe ich die Tage überraschend gut überstanden. Die Schwellungen an den Füßen werden zurückgehen. Die Achillesferse ist entzündet, schmerzt heute nur noch erträglich. Ans Nordkap hätte ich damit nicht laufen können, aber jetzt ist Karlshagen um die Ecke. Nur eine Sandpassage durch einen harzig duftenden Kiefernwald noch. Dann hat die Natur keine Chance mehr gegen den properen aufpolierten Badeort. Michael ist im Ziel, umarmt mich. Schön angekommen zu sein.
 
Gottfried Oel


Bilder Vortag
(alle Fotos von Tom Fedler)


Briefing

Das letzte Essen vor dem Start

Ruhelager in der Halle beziehen
 

Bilder Tag 1


Start vor dem Reichstag in Berlin

Naturwege außerhalb Berlins

Durch kleine Ortschaften

So sieht eine Verpflegungsstelle aus

Außerplanmäßiger Stopp: Biergarten

Boote auf den Kanälen

Werbellin-See

Zielempfang

Bilder Tag 2


Sammeln zum Start (irgendwie unspektakulär)

Sumpflandschaft

Die Sonne brennt

Nochmals am Werbellin-See

Noch spenden Wolken etwas Schatten

Still durch die Landschaft

Taubenturm in Glambeck

Aah, schattiges Wegstück

Jetzt gibt es Sonne pur und wird sehr warm

Verpflegungsposten

Farben pur: Roter Weg, blonde Felder, blauer Himmel...

...blaue Ackerblumen am leuchtendgelben Sonnenblumenfeld

Radweg

Wir sind mitten in der Uckermark

Seenlandschaft

Am Radweg zu Fuß

Prenzlau ist in Sicht

Ziel Tag 2 an der Sporthalle

Ausruhen, und jeder richtet sein Schlaflager...

...dann wird geplaudert bei Essen

Bilder Tag 3


Sammeln zum Start

Die Schnellen starten 1 Stunde später

Los geht's wieder

Letzter Blick zurück: Der Prenzlauer Dom

Weite Felder-Landschaften

Auch ein Feld: Nach 45min ist das Läufer-Feld noch zusammen

Typisch für Mecklenburg-Vorpommern: Alleestrassen

Dorfkirche Nechlin

Viel Wind gibt es hier, leider nur nicht heute

Ostesee-Radweg

Kühler Buschweg

Pasewalk

Stadttor

Typische lange Geraden

Mal wieder ein Waldstück

Nochmal über die Ücker...

...wo man herrlich paddeln kann

Zielankunft...

...an der Sporthalle

Jetzt den kühlen Schatten suchen und ausruhen...

...oder einfach mal hinsetzen

Autor Gottfried (links) ist ganz schön geschafft         (Foto: Veranstalter)

Abendessen

Bilder Tag 4


Schon Routine: Sammeln vor dem Start...

...und der Tagestrott beginnt

Hafen Ückermünde

Viele Kanäle hier...

...und kaum mal Schatten...

...dafür viel weites ebenes Land

Immer wieder Seen

Die Strasse ins Nirgendwo

Anklam

Stadttor

Wieder in die weite flache Landschaft...

...und wieder mal eine Alleestrasse

Leuchtturm bei Karnin

Übel zu laufende Strasse, die Füße sind sehr müde

Wir erreichen endlich Usedom...

...Stadttor

Ah, das Ziel ist da

Jetzt Füße ins kalte Wasser stellen

Bilder Tag 5


Start zum letzten Tag

Wieder flach und weit

Herrliche Alleen

Radweg Insel Usedom

Viel Schatten heute

Ahlbeck

Endlich erreichen wir die Ostsee - Reinspringen wäre jetzt gut!

Strandhotel

Strandpromenade

Der Kontrast "Laufen" und "Strandpromenade"...    (Foto: Veranstalter)

...macht irgendwie frei                                                 (Foto: Veranstalter)

Eine Seebrücke

Hügelig

Schöne Sumpflandschaft

Sehr schwere letzte km: Sandweg

Oh, es wird noch schlimmer

Durch den Zeltplatz...

...ins Ziel

Und jetzt endlich ans Meer...

...und in die kühlenden Wellen steigen

Überraschung: Angela+Rene (Sieger) heiraten


Infos:
www.baltic-run.de   (Teilnehmer: 70)
 

 

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