Team Bittel
 

21.05.2011 - Mannheim Marathon  

Autor:  KaiSchlachter   E-Mail: murphy§murphyslantech.de
Letzte Änderung: 23.06.2011 17:24:42

Wie man keinen Marathon laufen sollte, bzw. aus Fehlern kann man ja lernen
Wie man (k)einen Marathon läuft

Wie jedes Jahr steigt Mitte Mai in Mannheim der MLP-Dämmerungsmarathon.
Er war der Grund warum ich begonnen habe zu laufen. Bisher hatte ich mich fast jedes Jahr gesteigert: 2007 als Teamläufer, 2008 kurzfristig wegen Ausfall eines Partners 30km, und 2009 die Königsklasse 42km. 2010 war ich während meiner Diplomarbeit in den USA und konnte nicht teilnehmen. Schade aber was nicht geht, geht halt nicht. Dafür klappt es 2011 wieder. Meine Vorbereitungen liefen gut, auch wenn das Training mit der Aufnahme meiner ersten festen Arbeitsstelle und dem Umzug doch das ein oder andere Mal hinten anstehen musste. Wichtigste Konsequenz: Ich habe mir einen Laufverein gesucht, damit ich wieder feste Trainingstermine habe und ich es nicht einfach so beiseite wischen kann. Funktioniert auch ganz gut so und macht richtig Spaß nicht immer alleine unterwegs zu sein.

Aber das Training dort ist nur 2x die Woche, teils auch nur 1x, je nach Beteiligung und anderen Terminen: Manchmal kommt mir auch was beruflich dazwischen oder so Dinge wie eine ehrenamtliche Verpflichtung… Alles nicht optimal.

Umso optimistischer hat mich mein Ergebnis beim Bamberg Halbmarathon kurz zuvor gestimmt: Es lieft erstaunlich gut und ich fühlte mich richtig
fit. Auch das letzte Training am Dienstag vor dem Marathon (besonders
sachte) war richtig gut. Puls ok, Zeiten ok, Gefühl super.

Einen dicken Vorbereitungsfehler habe ich am Donnerstag vor dem Marathon gemacht: Wie üblich war ich Schwimmen und anschließend zum THW, natürlich
umweltschonend mit dem Rad. Aber das sind halt 13km einfache Strecke und
ich habe mich mal wieder nicht bremsen können, es lief ja so gut. Zudem
muss ich mir in den Tagen vorher einen leichten Magen-Darm-Infekt geholt haben, aber der war Freitag morgen soweit weg, dass einem Start nichts entgegenstand.

So machte ich mich frohgemut zum Start auf, „vor der Haustüre“ da
kann man ich ja hinlaufen. Ganz langsam, nur nicht vorneweg schon alles Pulver verschießen. Der Start lief gut und von den Zeiten her war
ich auf den ersten Kilometern absolut im Limit, teilweise etwas zu
schnell, aber man kann ja drosseln. Bis Kilometer 10 lief es flüssig, alles soweit ok. Da mal was trinken, da mal eine Banane zur Energiezufuhr. Dann kam langsam mein Einbruch, ich wurde langsamer. Immer noch im Rahmen der gesteckten Zeiten, aber es gab nicht das Gefühl, dass es durch die Verlangsamung besser wird. Das kenne ich im Wettkampf und im Training, ist immer ein erstes Anzeichen, dass irgendwas nicht 100% ist. Zudem habe ich mir an der Laufhose mal wieder den Oberschenkel aufgescheuert. Aber ok so Dinge lassen sich verschmerzen (im wahrsten Sinne des Wortes).

Auf den nächsten Kilometern wird es gefühlt nicht besser. Ich schleppe
mich eher über die Strecke, als sie zu laufen. Gehen will ich nicht,
irgendwie widerstrebt mir das, vor dem Hintergrund dann gar nicht mehr
loslaufen zu können. Meine Erfahrungen aus Ulm lassen grüßen. Tapfer
kämpfe ich mich weiter aber es wird nicht mehr. Zusätzlich fängt mein Magen an zu grummeln. Bei Kilometer 18 bekomme ich zusätzlich einen leichten Krampf. Meine Schwester feuert mich an der Strecke an, aber ich sehe ihrem Blick an: "du siehst nicht gut aus!", und ich zeige ihr auch das KO-Zeichen. Vorerst mache ich weiter.

An der Abzweigung der Halbmarathonis treffe ich eine Entscheidung für
mich: Ich biege ab, anstelle weiter der Marathon-Strecke zu folgen. Es geht mir zu schlecht und die Krämpfe kommen immer wieder, trotz reichlich Elektrolyt an den Versorgungsstellen. Ich nehme notgedrungen die von mir mal spöttisch als "Pussy-Lane" abgetane Abkürzung, es sind jetzt noch 2 km ins Ziel.

Halbmarathon ist normalerweise für mich eine "normale" Trainingseinheit, weniger laufe ich selten im Training. Aber diesmal streikt mein
Körper selbst bei der sehr gut gewohnten Strecke: Auch das
tolle Publikum kann mich nicht aufmuntern.

Ich bin fertig. Sowohl körperlich als auch seelisch fühle ich mich bescheiden. Gestecktes Ziel nicht erreicht. Ich laufe durchs Ziel des Halbmarathons, aber zufrieden sein kann ich mit mir nur in einer Hinsicht: Ich habe meiner Gesundheit einen Gefallen getan, nicht weiter zu machen. Angesichts der schwülwarmen Temperaturen sehe ich an der Strecke auch
einige kollabierte Läufer und die Sanitäter sind gut beschäftigt. Auch während ich gelaufen bin sind die Rettungsdienste unterwegs gewesen. Auf alle Fälle habe ich jetzt eine offene Baustelle hier in Mannheim, und ich weiß das der Lauf zu schaffen ist, aus eigener Erfahrung.

Ergo: Es muss sich was am Training ändern wenn ich weiter an solchen Veranstaltungen teilnehmen möchte, was mir immer Spaß bereitet hat.
Aber manchmal will es einfach nicht. Mal sehen was ich dieses Jahr
noch erreiche? Ulm 100km steht schon fest im Kalender und einige Halbmarathons, die ich als "Indikator" für den Trainingszustand nehme. Mal sehen wie der nächste in 2 Wochen ausfällt. Blamieren will ich mich nicht noch einmal.

C.U. Kai
 
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