Team Bittel
 

08.05.2011 - Bamberg Weltkulturerbelauf  

Autor:  KaiSchlachter   E-Mail: murphy§murphyslantech.de
Letzte Änderung: 26.05.2011 09:15:46

Nur alle 2 Jahre findet er statt und ist schnell ausgebucht. zeichen für einen der schönsten Halbmarathons. Und das bei immer Sonnenwetter.

Weltkulturerbelauf Bamberg 2011

Am Sonntag den 8. Mai stand mal wieder einer meiner Lieblingsläufe auf dem Programm - der Weltkulturerbelauf in Bamberg. Dieser findet nur alle 2Jahre statt und ist in der Teilnehmerzahl stark regelementiert - was angesichts der kurvigen Strecke durch die engen Altstadtgassen und diverse Engstellen absolut gerechtfertigt ist. Bei der Anmeldung muss man sich jedesmal echt ranhalten, sonst geht man leer aus.
Für mich persönlich hat der Lauf auch eine ganz besondere Bedeutung - ich hatte das Angebot kurz nach meinem Einstieg in die Laufkarrie in Bamberg einen Halbmarathon zu absolvieren - damals hielt ich das noch für eine unüberwindliche Distanz. Dafür musste ich 2007 dann versprechen beim nächsten Mal mitzulaufen. Dieses Versprechen habe ich 2009 eingelöst, diesmal ging es um die Neuauflage. Und ein Wiedersehen mit den alten Laufkollegen aus Nürnberg ist immer schön. Ein herzliches Dankeschön an Helga, die für den Zusammenhalt der Gruppe sorgt und immer gemeinsame Treffen und Läufe organisiert. So hat sie auch diesmal die Startunterlagen für die Gruppe vorab in Bamberg abgeholt. Mir bringt das viel, denn so muss ich nicht schon in aller Herrgottsfrühe nach Bamberg aufbrechen, um noch an meine Unterlagen zu kommen.

Anreise völlig unproblematisch, zumal das Ziel ja schon bekannt ist - ab ins P+R-Parkhaus Breitenau und mit dem kostenfreien Shuttle in die City - bequemer gehts nicht. Auf dem Weg zum Start noch eine Kleinigkeit beim Bäcker, denn bis es um 15:30 losgeht hält kein Frühstück vor und sei es noch so üppig. Ansonsten: Abwarten und es mir gut gehen lassen. Vor dem Startbereich packe ich mich auf die Wiese der Weide und genieße das herrlich warme Frühlingswetter. Wie üblich ist es in Bamberg am Lauftag trocken und die Temperaturen sind sommerlich - für den Schweiß ist also defintiv gesorgt.

Eine Stunde vor dem Start treffen meine Lauffreunde ein, Startnummern-Übergabe und noch ein Abstecher in die Maria-Ward-Schule zum Kleiderbeutel deponieren. Kurze Zeit später reihen wir uns in den Startblock ein - diesmal weit hinten.

Der Bamberger Lauf hat auf der Strecke drei Charakteristika:
1) Ab km 1 geht es zielstrebig bergan (auch wenn ein paar kleine Abwärtspassagen dabei sind), bis bei Kilometer 5 die Altenburg erreicht ist
2) kurz vor dem Ziel, ab km 19 geht es nochmal den Bischofsberg hoch - wer seine Kräfte nicht einteilt bekommt es spätestens hier zu spüren
3) es gibt viele verwinkelte Gassen und unterschiedlichsten Bodenbelag - von Asphalt über Schotter bis zu unebenem Kopfsteinpflaster.

Aber bevor es losgeht heißt es nach dem Startschuss erst mal "Geduld!", fast 8 Minuten brauche ich bis ich über die Startline komme. Den ersten Kilometer lasse ich bewusst locker angehen einerseits zum Aufwärmen und andererseits weiß ich ja was mir an Steigung noch bevor steht. Der Kilometer geht an mir wie im Flug vorrüber - um so heftiger merke ich den ersten Anstieg. Auch wenn das Publikum mich kräftig anfeuert - einfach so die Steigung hoch geht da nicht. Auf dem Weg bis nach oben an die Altenburg geht es abwechslungsreich durch die Natur und immer wieder an schönen Stadtteilen Bambergs entlang. Das Publikum untersützt wo es kann - sei es mit lauten Rufen, Klatschen oder gar mit musikalischer Untermalung. Einfach herrlich! Weniger schön für mich: Ich merke, dass ich deutlich zu weit hinten im Startblock stand - es motiviert zwar unheimlich ständig andere Läufer überholen zu können, aber es kostet an vielen Stellen auch jedesmal ordentlich Kraft - zumal die Strecke doch teilweise recht eng ist.

Kurz vor der Altenburg kommt es zu einem ersten Stau - an einer Baustelle ist der Weg gerade breit genug für 3 Läufer nebeneinander - wenn dann gerade so ein Pulk langsamerer Läufer die knackige Steigung an dieser Stelle gehend bewältigt (was absolut legitim ist), so stauen sich die etwas Schnelleren dahinter. Auch das Nadelöhr des Burgtors zwingt zum Bremsen, aber immerhin ist im Burghof eine Getränkestelle. Abkühlung bei den heißen Temperaturen gibt es schon vorher - immer wieder stehen freundliche Menschen mit der Gartenbrause bereit um die Läufer abzukühlen.
Ich mache da jedesmal regen Gebrauch davon.

Nicht ganz so anstrengend aber dennoch nicht einfach zu Laufen sind dann die Kilometer bergab wieder nach Bamberg rein - genauso steil wie es bergan ging, geht es nun bergab und man muss aufpassen, dass man nicht hinfällt oder die Muskulatur jetzt schon überfordert. Am Ende des Gefälles in der Stadt ist man dann auch schon bei Kilometer 8, das erste und anstrengendste Drittel liegt hinter einem.

Nun folgen vergleichsweise ruhige Kilometer, erst noch ein wenig im Zick-Zack durch die Stadt und dann entlang des Kanals und durch den Stadtpark - alles topfeben, von ein paar Brücken abgesehen. Kurz nach der Halbzeitmarke überhole ich meinen Kollegen Robert, er ist beim Start besser weggekommen als ich, aber es wird ja die Netto-Zeit gewertet. Das trockene Wetter macht mir nicht nur wegen der Hitze zu schaffen, auf den Schotterwegen staubt es auch ganz ordentlich. Nicht angenehm, aber da ich meine Getränke ja immer am Mann trage wird der Staub kurzerhand runtergespült.

Entlang des Kanals ist jede Menge Publikum, das die Läufer antreibt. Es macht richtig Freude dort zu laufen. Immer wieder mit einem Blick auf meine Pulsuhr - ich will mich nicht durch die gute Stimmung zu übermäßiger Leistung hinreißen lassenn, denn der Anstieg am Bischofsberg liegt ja noch vor mir. Aber nun geht es erst mal vom Ufer des Main-Donau-Kanals wieder in die Bebauung, auch eine gewisse Steigung, aber gleich hintendran gibt es eine Versorgungsstelle. Die Bananen-Stücke sind heiß umkämpft - ein Mitläufer greift doch glatt vor mir die restlichen verbliebenen Stücke von einem Teller ab. Aber Läufer sind ja hilfsbereit - wir teilen sie gleich danach unter uns auf.
Nächstes Ziel: Die Brauerei an der Strecke - dort steht traditionell Rauchbier-Radler bereit für die Läufer, und mal wieder eine erfrischende Dusche. Leider habe ich soviel Schwung drauf, als ich die Kurve vor der Brauerei nehme, dass ich erst im hinteren Bereich der Tische zugreifen kann - und dort steht nur Wasser. Aber egal! Zurücklaufen ist keine Option für mich.

Weiter geht es über die Brücke zurück in die historische Altstadt von Bamberg - im Zickzack durch die verwinkelten Gassen und an der "dicken Berta" vorbei - an den zweiten Arm des Kanals. Zwischendrin ein erfreuliches Kilometer-Schild - 18km hinter mir, ergo noch etwas mehr als
3 vor mir, mein Körper ist in guter Verfassung - die drei gehen dann auch noch. Einen Kilometer später geht es dann an die zweite Bergwertung der Strecke - den Bischofsberg rauf - auch hier steigen viele Läufer auf den Modus "Gehen" zurück. Ich muss zwar auch der Steigung Tribut zollen, aber ich komme vergleichsweise gut hoch - und die 2 km müssen jetzt auch noch irgendwie machbar sein - Steigung hin oder her.

Kurz nach der Gipfel steht denn auch eine Belohnung bereit: 20km geschafft. Und der letzte geht denn auch größtenteils bergab - wobei man aufpassen muss: Im Gegensatz zur Talstrecke von der Altenburg besteht der Untergrund hier aus historischem Kopfsteinpflaster. Wenigstens nieselt es diesmal nicht, der Untergrund ist daher nur uneben, und nicht wie 2009 glitschig. Mit Schwung nehme ich die Brücke mit dem Stadttor und auf geht es in Richtung Maximiliansplatz. Noch wage ich mich nicht an den Endspurt heran, auch wenn ich das Tempo schon etwas anziehe. Ab dem 21km Schild hält mich dann nichts mehr - alles was die Muskulatur noch zu bieten hat wird mobilisiert - mit einem gefühlt blitzartigen Tempo überquere ich die Ziellinie.

Geschafft - mal wieder. Zeit? Keine Ahnung nicht mehr drauf geachtet, ist mir in dem Moment auch egal - ich bin einfach total fertig.

Eine sehr schöne Einrichtung in Bamberg ist die großzügige Zielverpflegung: Alkoholfreies Weizen, Äpfel, Bananen, ISO-Getränk und Streußeltaler stehen in riesiger Anzahl zur Verfügung. Nach und nach finde ich meine Kollegen bzw. ich werde gefunden: Wolfgang hat eine physischen Vorteil in unserer Gruppe was diese Aufgabe betrifft - er überblickt einfach die Menschenmasse.

Abschließend kurzer Erfahrungsaustausch bevor ich mich mit Robert und Wolfgang auf den Weg zur Kleiderabholung und Dusche mache. Die Duschen sind wie bei jedem Lauf dem Ansturm der Läufermassen nicht gewachsen, sowohl was die Versorgung mit Warmwasser als auch die Abflusskapazitäten betrifft - Schwimmen muss man zwar nicht, aber der Boden ist klatschnass. Das kalte Abduschen belebt nach dem Lauf aber. Man muss es nur positiv sehen und mit Humor nehmen.

Ein wenig suchen in den Startunterlagen fördert den "Kohlenhydrate"-Gutschein (Kloß mit Soß) zu Tage. Auf dem Weg zum Shuttlebus bzw. Bahnhof lassen wir uns das natürlich nicht entgehen. Ein Blick auf die Uhr zeigt mir: Trödeln sollte ich nicht - denn um 19:30 warten meine Mitfahrer auf eine Heimfahrt nach Mannheim. Ärgerlicherweise ist der Shuttle-Verkehr nach 19:00h stark reduziert - hier wäre ein verdichteter Takt bis 20:00h sinnvoll. Einige Läufer äußern die Befürchtung, dass Sonntags nach 19:00h gar kein Bus ins P+R-Parkhaus fährt. Es fährt aber doch einer und ich schaffe es just-in-time zum Auto.

Auf der Heimfahrt wird mir nicht langweilig, nach der Anstrengung für die Beine ist ab Würzburg die Arm-Muskulatur gefragt - wegen eines Staus weiche ich über die Landstraße mit ihrer kurvigen Führung durch den Odenwald aus - auch eine nette Strecke und vielen Steigungen. Vielleicht sollte ich da mal trainieren gehen?

Eines steht auf alle Fälle für mich jetzt schon fest: 2013 bin ich wieder dabei in Bameberg.
 
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