Team Bittel
 

17.06.2010 - Fußball-WM aus Läufersicht  

Autor:  JochenBrosig   E-Mail: Jochen.Brosig (at) yahoo.de
Letzte Änderung: 09.08.2010 00:48:41

Ke Nako – Der WM-Sommer 2010. Ke nago, es ist Zeit, wie der Südafrikaner sagt. Ein besonderer Sommer bricht an – der WM Sommer 2010.


Die Sonnenstrahlen kämpfen sich durch die Wolken. Es fängt an zu grünen und zu blühen. Die Röcke werden kürzer und die ganz Mutigen wagen sich im T-Shirt nach draußen. Ich treffe wieder die Schönwetterjogger auf meiner Laufrunde. Alle die von Winter, Schnee, Kälte und Nässe nichts wissen wollen. Zusammen laufen wir dem Sommer entgegen. Ke Nako – es ist Zeit, wie der Südafrikaner sagt. Ein besonderer Sommer bricht an – der WM Sommer 2010. Sommerzeit ist dieses Jahr vom 11. Juni bis 11. Juli. Das Motto: Celebrate African´s Humanity. Die Mission: Den 4. Stern für Deutschland holen. Allemagne, mzansi! Deutschland vor! Und wir auf der La Ola der Begeisterung und Glückseligkeit. Yebo – Ja, das wäre schön.

Doch schon nach wenigen Sonnentagen verabschieden sich die Schönwetterjogger von den Laufpisten. Das ist die Zeit, in der in Deutschland der Event-Virus um sich greift. Jedes Dorf sucht das Besondere, das Einzigartige und stilisiert es zum Festival hoch: Mühlentage, Spargelwochen, Karpfenfest und Gartenzauber. Die örtliche Feuerwehr oder der Backofenverein laden zum Grillfest. Im Gewerbegebiet wechseln sich die ansässigen Firmen mit den Jubiläen ab. 25-jähriges Firmenjubiläum, unser Chef wird 50 oder Umbau-der-Verkaufsräume. Dorf- und Altstadfeste zu Hauf. Der Landkreislauf schlängelt sich durch Erlangen-Höchstadt. Doch dieses Jahr nimmt es kein Ende. Im Mai den Grand Prix gewonnen. Lena hat´s geschafft. Wir sind Europameister im Singen. Jetzt noch die WM oben drauf. Jabulani sei Dank - alles ist in Feierlaune. Aus jedem Fenster hängt schwarz-rot-gold. Jedes zweite Auto hat eine Deutschlandfahne auf dem Dach. Vettel siegt ohne Fahne in Valencia und geht auf WM-Kurs. England haben wir souverän geschlagen. Seit heute sind wir im Viertelfinale. ZAKUMI drückt uns auf dem Weg ins Halbfinale die Daumen.

Nur noch die ganz Harten sind unterwegs, wie im tiefsten Winter bei -15°C. Die Laufpisten sind wieder leer. Alle Gelegenheitsläufer verschwunden. Gibt es doch Ausreden genug, um nicht zu laufen: Südafrika gegen Mexiko, Portugal gegen Brasilien oder Deutschland gegen Ghana. Zu Hause auf der Couch, in der Kneipe oder beim „Public Viewing“ treffen sich die Fußballfans. Alle anderen sind bei einer der vielen Festivitäten. Während ich allein durch den Wald laufe und die Natur genieße, ist bestimmt irgendwo ein Mittelalterfest. Dort wird dann Flachs gehaspelt und Dinkelbrot verscherbelt. Daneben ein Ausschank vom naturtrübem Klosterbier oder Zwetschgenbrand Marke Eigenbau. Dazu spielt eine Laiengruppe auf der Schalmei. Aber um halb vier ist Schluss. Sonst schaffen sie es nicht mehr zum Anpfiff von Uruguay gegen Chile. Das WM-Fieber hat Deutschland spätestens mit Stefan Raabs Autoball-WM erreicht. Weder die Bundeskanzlerin noch der Gesundheitsminister denken über ein eingreifen nach. Bei dieser Pandemie hilft auch kein Impfstoff. Seit dem Eröffnungsspiel in Soccer City ist ganz Deutschland infiziert. Ich sehne mich nach Ruhe im Wald. Kein falscher Pfiff des Schiedsrichters: Elfmeter? – Nur das Vogelgezwitscher. Kein falscher Wink des Linienrichters mit der Fahne: Abseits? – Nur das Rascheln des Sommerlaubs. Keine Schreie der wütenden Fans: Foul? – Nur das Zirpen der Grillen. Kein Tröten der vuvuzelas – Nur das Summen der Bienen. Kein Extrem-Couch-Sitting vor der Glotze – Nur die Bewegung an der frischen Luft.

Auf dem Heimweg bläst mir eine leichte Sommerbrise entgegen. Die typische Mischung aus Holzkohle und Spiritus. Die Rauchzeichen der Grillindianer. All überall Geselchtes und Geschmortes. Der eine wird gegrillt, der andere grillt sich selber. Ich dachte der Sommer ist die Zeit des schönen und kultivierten Genießens. Aber Früchte und Salate warten vergeblich an den Marktständen zum Verzehr. „LADUMA“ – der Torschrei der Bafana schallt aus den Gärten. Vermischt mit dem Trompeten der vuvuzela. Ke Nako, wie wir fränkischen Aboridschinells neuerdings sagen. „Also ehrlich“, sagt Klaus-Karl Kraus. Jogi Löw hat ihn erhöhrt: Stefan Kießling hatte seinen ersten Einsatz. Und „Echterdoldi“ Erich Weichlein vertreibt mit der Vuvuzela die Maulwürfe aus seinem Garten. Alle sind im WM-Fieber. Ke Nako – Es ist Zeit den Heimweg anzutreten. Ich muss noch den Grill anschüren, ein paar Weizen kaltstellen, sowie Nüsse und Salzstangen bereitlegen. Die Chips darf ich auf keinen Fall vergessen. Mein Lieblingssessel wartet auf mich. Die Vuvuzela habe ich griffbereit. Die Deutschlandfahne hängt über meiner Tür. Um 20.30 Uhr beginnt das Abendspiel.
Ke Nako – Argentinien wir kommen!

Run happy and smile!
Euer Querläufer Jochen
 
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