Team Bittel
 

16.07.2005 - 6. Fichtelgebirgsmarathon - Anke Härtls Erlebnisse einer "Profi"-Läuferin beim Fun Run  

Autor:  ErwinBittel   E-Mail: erwin@teambittel.de
Letzte Änderung: 20.07.2005 01:05:25

Fun Run - Es gibt mehr zu erstreben als Pokale, Urkunden. Anke: ich bin eine ganz normale Frau und Mutter


FUN RUN

"Oh weh, die Härtl ist da, amtierende Bayerische Meisterin im Marathon!", höre ich hinterher, dass man am Start über mich sagte. Ja sehe ich denn wirklich so schrecklich aus, dass man sich vor mir fürchten muss?

"Bist doch Profi, oder?", fragt mich einer im Ziel. "Nein, ich bin ein ganz normaler Mensch", erwidere ich, "eine Frau wie jede andere alleinerziehende Mutter. Ich habe 4 Kinder, auf die ich sehr stolz bin, arbeite halbtags als Lehrerin in der Schule und laufe leidenschaftlich gerne. So jetzt kennst Du mich".

Über das Event Fichtelgebirgsmarathon wurde bereits von zahlreichen Läufern berichtet. Mein Augenmerk liegt nicht auf einem Urteil über Organisation, Teilnehmerfeld und Siegerzeiten, nein, mir war das Laufen als solches wichtig. Erwin hat mir mal eine Widmung in sein Buch "Insha Yallah" - Marathon des Sables 2000 *übrigens immer noch bei Ihm für ein paar Euro zu haben* geschrieben und es mir geschenkt. Darin stand: "Wenn Du läufst, Anke, dann lauf. Sonst nichts." Genau das habe ich am Samstag getan.

Am Start, dem Weißenstädter See, war ich mit Erwin die Letzte und im Ziel die 4. Frau im Gesamteinlauf (Erste in der Altersklasse) Das ist aus Versehen passiert. Mein Ziel war es nicht zu beweisen, dass ich gut trainiert bin und nach Zeitvorgabe laufe, um als Erinnerung an diesen Lauf nur auf Zwischenzeiten und einen Pokal zurückzublicken. Ich wollte ohne Zeitdruck die Landschaft genießen, mit Erwin plaudern, Lauffreunde treffen und vor allem gesund, locker und vor Freude strahlend im Stadion von Wunsiedel ankommen. Ein sehr hoher Anspruch! Probiert es aus! Es lohnt sich!

Auch bei einem solchen FUN RUN heißt das Zauberwort: EINTEILEN. Das ist immer schwer wie jeder Marathonläufer weiß. Also Tempo runter, der Weg ist weit, die Hitze kommt hinzu und obendrauf noch 800 zu bewältigende Höhenmeter.

Am Anfang liefen wir 6 Minuten pro Kilometer, bergauf nicht ziehen und bergab dann laufen lassen - kurzum ganz konstant laufen. "Das weiß doch jeder", denkst Du? Doch warum schießen am Start die Läufer oft wie zu einem 10-Kilometer-Rennen los? Warum geben sie bergauf alles und können es bergab nicht mehr "rollen" lassen? Warum können viele ab Kilometer 35 kaum noch reden, müssen oft Gehpausen einlegen und quälen sich bis ins Ziel? - Das beobachte ich seit Jahren. Es ist immer so.

Es kann auch schöner sein. Ich habe mir etwas Gutes getan und dabei alle Sinne angesprochen.

Ich habe mit den Augen gesehen: - konnte den herrlichen Panoramablick vom Schneeberg (1053m) genießen, - habe viele Läufer beobachtet, ihren Laufstil betrachtet, ihre Lockerheit bewundert und sie leiden sehen

Ich habe gehört: - manch netten Gruß eines Lauffreundes, ob er nun Axel, Markus, Frank oder Michael hieß, - aber auch den Fluch nie wieder bei Hitze zu laufen.

Ich habe gerochen: - so wie Wald und Stäucher eben riechen im Gemisch mit dem Schweiß der Läufer

Ich habe geschmeckt: - die abwechslungsreichen Getränke und die leckeren Obsthäppchen, die es an vielen Verpflegungsstellen ausreichend gab und den Läufern liebevoll zugereicht wurden.

Ich habe gefühlt: - den kühlen Wind im Wald und den warmen Windhauch außerhalb, - die glatte, ebene Straße, anch den langen Waldwegen, die einen guten Abdruck garantiert, - die holprigen Waldwege mit Steinen und Wurzeln, - und die Ruhe und Gelassenheit, die Erwin ausstrahlte.

Und tatsächlich, nach 3:52h kamen wir locker plaudernd und freudig strahlend im Ziel an. FUN RUN eben. Tempo runter, Freude rauf.

Und danach, anch einem schönen Lauf: Trinken, Gymnastik, Duschen und - eine wohlverdiente Massage: Welch ein Genuß!

Na, wollt Ihr es nicht auch mal deutlich ruhiger versuchen?

Es grüßt Euch herzlich
keep on running

Anke vom "Team Bittel"



 
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