Team Bittel
 

20.06.2004 - 37. Aurachtallauf im Herzogenauracher Dohnwald  

Autor:  JochenBrosig   E-Mail: Jochen.Brosig (at) yahoo.de
Letzte Änderung: 24.06.2004 01:07:22

Achterbahn 10km lang auf der Wildschweinrunde. Anspruchsvoll und mal was anderes. Ich kann es empfehlen.

Hallo Waldfreunde!


Typischer Läufersonntag: 7.00 Uhr klingelt der Wecker. Heute ist der Dohnwaldlauf. Start ist zwar erst um 9.45 Uhr, aber von Großenseebach sind es nur 10 km auf direktem Weg. Ich will den Wettkampf heute in meinen 3-Stundenlauf integrieren, weil ich in zwei Wochen in Roth bei der Quelle Challenge die Staffel mitlaufe. Mit Astrid als Schwimmerin und Manuel als Radfahrer.

Eigentlich wollte ich um 7.30 h vom Friedhof aus loslaufen, ich komme heute jedoch schwer in Gang und so starte ich beim Glockenläuten um 8.00 h. Etwas frisch ist es mit 10 Grad und bewölkt. Da ziehe ich doch lieber die Jacke über, Rucksack aufgeschnallt und los geht es. Vogelgezwitscher, kein Mensch weit und breit, eins mit der Natur, so lauf ich gern. Kommt noch besser früh um 6.00 h, wenn im Frühjahr oder Herbst über den Wiesen der Bodennebel aufsteigt und am Horizont als orangener Ball die Sonne aufsteigt.

Heute bin ich nicht allein, denn in Hannberg ist Volkswandertag und als ich auf die Strecke komme überhole ich auch schon die ersten Wanderer. „Was hast den Du vor?“, schallt es mir entgegen. Mein Rucksack „ist wohl als Trainingsgewicht, oder wie?“. Ein morgendlicher Gruß und ich bin vorbei. Bei den Nordic-Walkern muß ich besonders aufpassen wegen der Stöcke. Die haben wohl die Technik noch nicht gecheckt.

Während ich so vor mich hin laufe hat sich wieder einmal Schaum im Mund angesammelt. Ich entledige mich dessen und spucke es aus. Entschuldigung, aber es beschäftigt mich etwas. Mir geht durch den Kopf: Warum spucken Sportler? Ich sage bewusst ...ler und nicht ...lerinnen! Und warum spucken sie mit Begeisterung? Und warum lieben Fotografen und Kameramänner diese Geste so sehr, dass sie immer wieder in Großaufnahme durch unser Wohnzimmer flimmert und auf Zeitungsseiten erscheint? Fragen über Fragen. Morgenphilosophieren.

Laut Lexikon dient der Speichel dem Aufweichen trockener Speisebestandteile. Jetzt müsste man annehmen, dass Fußballer keine wesentlich andere Verdauung als Läufer oder Golfspieler haben. Und wie sieht es bei Schachspielern aus? Fragt nach bei den Internationalen Meistern im Schach! Oder noch ein besseres Beispiel, wie wäre es bei Turniertänzern, wenn sie zwischen Wechselschritt und Linksdrehung aufs Parkett spucken würden? Zugegeben: Schwer vorstellbar, dass Preisrichter sich für diese Art der Gesundheitspflege erwärmen könnten.
Was machen eigentlich helmtragende Formel-1-Rennfahrer oder Motorradsportler? Genau: Am besten stellt Ihr Euch das nicht vor! Für mich jedenfalls ist die Antwort ganz einfach: „Ich will es nicht schlucken!“

Hier ein ultimativer Expertentipp von mir: Spucken geht schneller als Schlucken und bringt den Atemrhythmus nicht durcheinander. Somit ist Spucken einfach nur praktisch! Was meint Ihr dazu?

So vergeht denkend die Zeit und nach knapp einer Stunde bin ich in Herzogenaurach im Stadion des TSH. Umgezogen, andere Treter an, ein bisschen gequatscht mit alten Bekannten und ruck zuck ist es 9.40 h. Jetzt wird es aber doch Zeit, ich breche das Reden ab und mache mich noch schnell naß. Die Sonne spitzt hinter den Wolken vor, es ist wärmer und schwüler geworden. Gerade rechtzeitig komme ich zum Start, da geht es auch schon los. Peng!

In Herzogenaurach beginnt der Lauf immer mit 2 Stadionrunden. 1:30 min für 400 m, heißt 3:45 min auf 1.000m. Das passt sagt mir mein Gefühl. Dann geht es aus dem Stadion noch relativ flach raus in den Dohnwald, 2 km geradeaus und dann rechts ab. Locker flockig wie sonst geht es heute nicht. Ist ja auch klar. Ich lasse meine Beine entscheiden nicht die Uhr oder die Herzfrequenz: was geht, geht eben. Schon geht es bergab und gleich darauf achterbahnmäßig wieder hinauf. Ganz kurz nur. Kurz flach und dann wieder bergab. Jetzt ist gleich Halbzeit.

Zwischen km5 und km6 kommt ein schöner Anstieg. Hier könnt Ihr als Bergziegen einiges gutmachen. Die eine Hälfte wird jetzt langsamer, die andere nimmt die Steigung noch mit und hat dann zu kämpfen. Am Ende der Steigung steht strategisch günstig eine Getränkestelle.

Wichtig: Wasser fassen. Die meisten nehmen einen Becher im Laufen mit von dem sie sowieso das meiste verschütten. Meine Taktik heißt hier stehen bleiben! 1 Becher über den Kopf, einen über die Brust, einen über den Rücken und einen getrunken. Das geht zack, zack, zack, schluck und weiter geht es. Die Gruppe, die mit mir den Berg hoch ist habe ich nach wenigen Metern wieder eingeholt. Das Wasser kühlt wunderbar, der Laufwind erfrischt mich richtig und ich bekomme einen zweiten Antrieb. Ich überlaufe die Gruppe und setze mich ab. Ich fliege sozusagen dahin.

Wir sind jetzt wieder auf dem Teilstück vom Anfang zwischen km2 und km3. Gleich werden wir nach links abbiegen. Die Strecke ist eine klassische Acht. Von hinten läuft einer von der LG Erlangen auf mich auf, ich schaue auf die Uhr. Oh, jetzt habe ich doch etwas gebummelt, sagt mir meine Herzfrequenz. Also hänge ich mich an ihn dran. Ca. 100 m vor uns dreht sich einer um. Angst? „Ja, schau Dich nur um. Wir kommen schon noch!“ Noch 2 km bis zum Ziel.

Der LG-Läufer legt ein Tempo vor, das ich nicht mehr mitgehen kann. Ich lasse ihn ziehen, laufe mein Tempo. Gleich kommen wir raus aus dem Wald, vom Kiesweg geht es auf einen geteerten Radweg und kurz darauf eine 90 Grad Linkskurve. Mit dieser Kurve beginnt auch gleich ein kurzer, knackiger Anstieg. Oben angekommen noch mal links, rechts den Berg runter. In das Stadion kommt man über einen weiteren kurzen Anstieg. Noch eine halbe Stadionrunde, dann ist es auch schon vorbei.

Wer keinen langweiligen, flachen Zehner sucht und sich mal richtig quälen will auf kurzer Distanz ist hier richtig. Die Tempo- und Richtungswechsel, sowie die Steigungen und Gefälle machen die Strecke sehr abwechslungsreich und fordern einen auch bei richtiger Laufeinteilung. Bei mir hat es gepasst. Die zweiten 5 km waren nur 13 sec. langsamer als die ersten.

Alles in allem ein schöner Lauf. Lauft doch mal in Herzogenaurach die Wildschweinrunde.

Nach kurzer Erholung laufe ich wieder nach Hause. 1:20 h, die ich auch locker flockig laufe. Es geht gut und ich kann schneller laufen als erwartet. Da freut man sich auf Roth in 2 Wochen.

Also Servus.
Und denkt dran: „Spucken geht schneller als schlucken.
Keep on running.

Euer Jochen
 
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