Team Bittel
 

Nikolauslauf der Lauf_bar München  

Autor:  AnneKusch   E-Mail: anne_kusch@yahoo.de
Letzte Änderung: 13.12.2003 13:49:27

Nächstes Jahr werde ich Vorletzter!
Nikolaus stand vor der Tür und als im Newsletter meines Laufgeschäftes von einem Nikolauslauf (10,4 km) durch den Englischen Garten die Rede war, war die Anmeldung schnell beschlossene Sache. Vor allem, da der Lauf um 16 Uhr beginnen sollte. Endlich mal eine Veranstaltung, für die man sich nicht in aller Herrgottsfrüh aus dem Bett quälen muß! Nicht einmal der Regen und das graue Herbstwetter können mich von der Teilnahme abhalten.

„Frau Kusch!“ Der Inhaber des Ladens ist freudig überrascht, mich zu sehen. Er weiß sogar noch meinen Namen. Ich bin beeindruckt, ist es doch mindestens ein halbes Jahr her, dass ich zuletzt dort eingekauft habe und sooo oft war ich vorher auch nicht dort. Das Nein meines Geldbeutels kam immer ziemlich deutlich; gute Laufklamotten sind einfach teuer. „Manche Kunden vergisst man nicht“, meint er. „Oh, vielen Dank“, gebe ich zurück und beschließe, das als Kompliment aufzufassen.

Ich bin ein bisschen zu früh und so nutze ich die Zeit, mich im Laden umzusehen. Es ist schön, mal wieder zu sehen, was es so alles auf dem Markt gibt.
Schokonikoläuse, Christstollen und Mandarinen versüßen den Teilnehmern des Laufes die Zeit bis zum Start. Einige Teilnehmer haben Nikolausmützen auf.

Und dann geht es auch schon los. Der Weg im Englischen Garten sei markiert, das Ziel bis 18 Uhr offen, erfahre ich. Gott sei Dank, dann kann ich in aller Ruhe meinen Stiefel laufen. Nur bis zum Anfang der Markierung muß ich irgendwie mithalten. „Los geht’s“, ruft Manfred von der Lauf_bar, der uns auf dem Lauf begleitet. Hoppla, und wie es los geht! Ist der Endspurt hier schon am Anfang des Laufes? In Nullkommanix ist meine Herzfrequenz bei 180. Durchhalten, wenigstens bis zum Englischen Garten! Bis zum Beginn der Markierung darf ich den Anschluß nicht verlieren, sonst kann ich gleich wieder heim fahren. Bis zur U-Bahnhaltestelle, die als Fußgängerunterführung dient, schaffe ich es einigermaßen, dran zu bleiben, aber dann habe ich keine Chance. Als ich unten in der Unterführung ankomme, ist niemand mehr zu sehen. Ich laufe trotzdem weiter und als ich hoch komme, steht Manfred da und wartet auf mich. Wie schön! Danke! Er lotst mich zur ersten Markierung, dann schicke ich ihn weiter. Zwischen unseren Lauftempi liegen Welten…

Patsch! Zielgenau die Pfütze erwischt. „Wasser angekommen!“, meldet mein rechter Fuß.

Durch den schnellen Start habe ich Schwierigkeiten, einen langsameren Rhythmus zu finden. Der Pulsmesser hängt bei 183 fest, mein Atem geht schnell. Weiter vorne kann ich die anderen Läufer sehen. Das gibt sich allerdings irgendwo zwischen km 1 und 2 wieder und es ist wie gewohnt: alle laufen, dann kommt lange nichts und dann komme ich. Aber egal. Ich weiß das vorher und freue mich einfach, dabei zu sein. Die Strecke ist schön. Es geht an einem kleinen Fluß entlang durch den Englischen Garten und trotz des nassen Wetters ist der Untergrund gut laufbar. Die Markierung ist allererste Sahne. Große Pfeile aus hellem Sand, Kilometermarkierungen nach jedem Kilometer und dazu noch weiße Hinweisschilder, die man auch in der Dämmerung und späteren Dunkelheit bereits von weitem ausmachen kann. Nie bin ich mir unsicher, wo ich lang laufen muß.

Der kleine schwarze Hund zwischen km 3 und 4 hat allerdings keine so hohe Meinung von den Schildern wie ich: er schnuppert kurz und pinkelt dann genüsslich das Schild an.

Irgendwann höre ich Schritte hinter mir, werde überholt und gegrüßt. Ein Nachzügler, scheint mir, denn er biegt an der nächsten Markierung unserer Strecke ab.

Dann bin ich wieder allein mit mir und dem Lauf. Der Englische Garten leert sich, die Dunkelheit bricht herein. Ich laufe weiter, von Pfeil zu Pfeil, von Schild zu Schild. Der Kopf wird leer. Nach wie vor komme ich auf eine Zeit von 7 min. pro km. Ich wusste gar nicht, dass ich das so lange durchhalten kann. Es ist anstrengend, aber die Aussicht, die ganze Strecke in diesem Tempo zu schaffen, motiviert.

Ein Mann mit Zwillings-Babyjogger kommt mir entgegen. „Andersrum“ rufe ich ihm zu, aber er beharrt weiter auf seiner Richtung. Lange Zeit treffe ich niemanden mehr. Ich laufe und laufe und laufe.

Kurz vor km 9 kann ich weiter vorne einen anderen Läufer erkennen. Ist also doch noch jemand unterwegs. Ich bin mir nicht sicher, aber komme ich nicht näher ran? Ob ich ihn wohl einholen kann? Mein Ehrgeiz ist wieder hellwach. Tatsächlich, ich kann ein paar Meter gewinnen. Nach einiger Zeit erkenne ich, dass der Läufer eine Nikolausmütze trägt. Wow, ein Teilnehmer des Lauf_bar-Laufes! Das ist ja klasse! Ich wittere den Hauch einer Chance, Vorletzter zu werden. Wieder sind wir an der Fußgängerunterführung. Hier verliere ich wertvolle Zeit, denn Treppensteigen ist jetzt nicht so das Ideale. Als ich oben ankomme, hat der Nikolausmützenläufer Gesellschaft bekommen. Sie laufen nun schon zu dritt da vorne. Als einen der Drei kann ich Manfred ausmachen. Schön, dass er uns bis zum Ende nicht allein lässt!

Wir müssen noch einmal über eine Brücke. Spätestens hier wird mir klar, dass ich die drei nicht mehr einholen kann. Aber egal, ich fühle mich nicht ganz so abgeschlagen zurückliegend und eine neue Bestzeit gibt es auch: 1:12:20 Std.

Schön war’s! Und nächstes Jahr, nächstes Jahr werde ich Vorletzter!

Anne.
 
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