Team Bittel
 

Köln Marathon ..  

Autor:  StefanReinhardt   E-Mail: stefan-reinhardt@gmx.net
Letzte Änderung: 09.10.2002

.. mein Erster, und natürlich wieder ganz weit hinten
jetzt sollte es endlich mein erster Marathon werden. Aufgeregt war ich ja schon, die Vorbereitung war alles andere als optimal. Im August plagte mich akuter Zeitmangel und zu allem Überfluss auch noch ein Weissheitszahn, im September war längerer Urlaub angesagt. So kam es dann, dass ich im August ganze 22km gelaufen bin, im September nur noch 8km. Vielleicht etwas wenig für einen Marathon, aber immerhin war ich gut erholt. Ausserdem lief wieder Britt mit, die mich schon so schön durch meinen ersten Halbmarathon in Regensburg geführt hat, meine Startnummer (1970) entsprach meinem Jahrgang, das Wetter schien gut zu werden und ich war einfach so positiv eingestellt, dass doch eigentlich gar nichts schief gehen konnte.

Die Organisation fand ich weniger geglückt, das fing schon bei den Strassenbahnen an, die laut Ankündigung an den Haltestellen ca. 9:30 im Zentrum den Betrieb einstellten (aber wann nun wirklich die letzte von meinem Hotel abging war leider nicht herauszufinden), die Wartezeit vor dem Start war ewig, die Kleiderabgabe schon fast eine Halbmarathondistanz entfernt... Aber was solls, nur nicht aufregen, der Puls war auch so schon hoch genug. Kaum fiel der Startschuss, so beruhigte sich die Lage, mein Puls pendelte sich auch wieder auf ein vernünftiges Niveau ein und die ersten km waren doch sehr gemütlich. Das Gedränge der Menschenmasse hatte ich mir schlimmer vorgestellt, man konnte recht gut laufen und sein eigenes Tempo finden. Nach der ersten Stunde waren wir schon ziemlich am Ende des Feldes. Wir vier fanden von Anfang an ein sehr ruhiges 8 min/km Tempo, das wir sehr konstant liefen. Ich war schon sehr erstaunt, wie wir oft auf die Sekunde genau im Schnitt lagen.

Thomas lief meist voran und gab das Tempo vor, ich hielt mich überwiegend im Windschatten von Britt und Gaby. So sammelten wir die km langsam aber stetig. Das Wetter hatte sich mittlerweile beruhigt, die Strasse trocknete zusehends ab und die Temperaturen waren doch angenehm erfrischend. Zwischen km 10 und 15 hatte ich meine einzige ganz leichte Schwächephase, vielleicht war es einfach die einkehrende Routine nach der aufregenden Startphase oder eine Umstellung im Körper (auf eine andere Art der Energieversorgung (kenne mich da leider nicht so gut aus)). Bis km 21 liessen wir es gemütlich dahinlaufen, keine unnötigen Anstrengungen, nur nichts riskieren. Etwas überraschend mussten wir aber ab der HM Markierung schon die ersten Läufer überholen, erschreckend, wieviele bereits ihre Reserven erschöpft hatten und manch einer kaum noch laufen konnte.

Wir konnten nun endlich die km rückwärts zählen, einen nach dem anderen. Alle drei Neulinge waren wir doch angenehm überrascht, wie locker es einfach weiterlief. Keine Anzeichen von Ermüdung, keine Probleme mit Füßen und Gelenken. Bei km 25 war schließlich mein Squeezy Fläschen geleert, dafür gönnte ich mir von nun an ein paar Stückchen Banane. Zu trinken gab es Wasser und Tee, später auch noch Cola (ob der hohe Zuckergehalt nützlich ist? Ich habe es lieber nicht probiert.). Bis km 31 liefen wir noch gemeinsam weiter, dann beschloß Britt sich doch der Macht ihres Pulsmessers zu beugen und das Tempo minimal zu reduzieren, Thomas blieb bei ihr und ich ließ mich von Gaby in ihrem konstanten Tempo mitziehen.

Für mich begann damit das Warten auf den Leistungseinbruch, der doch ab km 30 so unvermeidbar schien, oder sollte uns gar der Mann mit dem Hammer finden? Doch da kam kein Hammer, es ging so langsam der magischen 40 entgegen. Gaby ermunterte mich noch ein paarmal doch etwas schneller zu laufen, aber warum sollte ich? Wir sind 40 km miteinander gelaufen, warum sollten wir uns da auf den letzten beiden km trennen? Und wenn mir die Zeit so wichtig wäre, dann wäre ich von anfang an schneller gelaufen - und hätte das Ziel wahrscheinlich nie erreicht. Nein, ich wollte nicht schneller, das langsame Laufen hatte mir in Regensburg mit Britt schon so gut getan, warum sollte ich bei meinem ersten Marathon von einer Zeitanzeige hetzen lassen? Ich wollte einfach nur locker ins Ziel laufen, vielleicht die Gaby noch ein wenig mitziehen und die verbleibenden Meter geniessen.

Als wir das Ziel endlich vor Augen hatten, blickte mich Gaby nur kurz an und fragte "Schlussspurt?". Ja natürlich, aber mit so einem Antritt von Gaby hatte ich dann ebensowenig gerechnet wie die Zuschauer, die völlig überrascht über so einen Energieausbruch noch einmal aufjubelten und uns noch zusätzlich anspornten. Nur einen halben Meter hinter Gaby überquerte ich die Ziellinie, dann war es geschafft.

Erstmal die Mülltüte überstülpen, die Medaille entgegen nehmen und eine Kleinigkeit essen. Dann überkam mich so ein komisches Gefühl, war das wirklich schon alles? War der Marathon schon zu Ende, wo es doch gerade so schön war? Ich wollte einfach noch ein Stück laufen, am liebsten Britt entgegen, aber das durfte ich nicht, also schnell den Kleiderbeutel abholen (wieder eine längere Tour um mindestens fünf Ecken). Als ich wieder Richtung Ziel zurück rannte schrie mich eine Frau an "Wah, du kannst noch laufen? Das gibts doch nicht!". Wieso eigentlich nicht? Wenn ich 42km laufe muss es doch auch noch ein paar Minuten länger gehen, oder hab ich da was falschgemacht? Britt und Thomas waren auch schon da, bei allen war die Freude groß.

Britt und Gaby liessen sich noch ein wenig die Beine massieren, ich begnügte mich mit ein paar ungelenken Dehnungsübungen. Wie war das mit Rosa-B? Egal, hauptsache die Beine noch ein wenig dehnen, wir wollen ja nicht übertreiben. Im Hotel folgte ein längerer Aufenthalt unter der heißen Dusche, danach noch einmal Rosa-B komplett, anschließend eine Riesenpizza verdrücken und noch eine Stunde ziellos spazierengehen. Danach fiel ich totmüde ins Bett und am nächsten Tag konnte mir selbst die Treppe keine Angst mehr einjagen. Sogar der Muskelkater blieb aus, war das Marathonlaufen wirklich so einfach? Wenn man die richtige Begleitung hat fällt eben alles leichter, ein herzlicher Dank nochmal an Britt, Gaby und Thomas. Wann ist der nächste Marathon?

Auch wenn ich mich wiederhole, auch am Ende des Feldes macht das Laufen tierisch Spass, und was kann es denn schöneres geben, als den ersten Martahon so locker leicht ins Ziel zu laufen und wirklich jeden Meter geniessen zu können?

Weiterführender Link zum Thema: Köln Marathon (Ergebnisse)
 
[team/fuss.htm]